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Veränderungen und Entwicklungen in der Katholischen Kirche – was ist jetzt alles im Gang?

In diesem Beitrag soll eine Übersicht hierüber gegeben werden, weil einige Entwicklungen die Situation der „Kirche vor Ort“ mehr oder weniger stark beeinflussen werden.

In den örtlichen und überörtlichen Medien wurde im vergangenen Jahr regelmäßig über verschiedene Entwicklungen in der Katholischen Kirche in Deutschland und im Bistum Würzburg berichtet. Die Notwendigkeit lässt sich kurz durch folgende These formulieren, die die Situation kurz formuliert beschreibt: „Die Zeiten der volkskirchlichen Vollversorgung sind (leider) vorbei.“ Die Ursachen werden in Rückgängen bei den Kirchenmitgliedern und Ehrenamtlichen in der Kirche und den Kirchenbesuchern als auch bei den Priestern und Hauptamtlichen gesehen. Finanzielle Zwänge spielen eine Rolle, sind aber nicht der alleinige Grund. So hart dies für viele sein mag, hat man sich dennoch zum Ziel gesetzt, dass die Kirche zukünftig in der Gesellschaft wahrnehmbar ist und die Aktiven die Mitmenschen in ihrem Umfeld und ihrer Lebenssituation erreichen können.

In diesem Beitrag soll eine Übersicht hierüber gegeben werden, weil einige Entwicklungen die Situation der „Kirche vor Ort“ mehr oder weniger stark beeinflussen werden.

Folgende „Rahmenprozesse“ befinden sich aktuell in der Ausarbeitung und/oder Umsetzung:

  • Organisatorische (äußere) Umstrukturierung in der Diözese Würzburg (ähnlich in anderen Diözesen) durch Errichtung der Pastoralen Räume.
  • Der „Synodale Weg“ in der Katholischen Kirche in Deutschland ist eine Entwicklung der inneren Einstellungen sowohl für Geistliche als auch für Laien.
  • Die „Strategischen Ziele“ im Bistum Würzburg ist der Synodale Weg auf der regionalen Ebene des Bistums.

Die 43 Pastoralen Räume wurden zu Beginn des Jahres 2022 errichtet. Sie bilden an Stelle der Pfarreien/Pfarreiengemeinschaften die Arbeitsebene, auf der hauptamtliche Mitarbeiter zugewiesen sind und ortsübergreifend in diesem Raum zusammenarbeiten. Bis 2024 müssen alle Hauptamtlichen nach dem „in solidum“-Modell als Kollegen in einem Pastoralen Raum zusammenarbeiten. Die Zuweisungen an eine bestimmte Pfarrei an einem Ort entfallen spätestens dann. In unserem Pastoralen Raum Würzburg Nord-Ost ist diese ortsübergreifende Zusammenarbeit z. B. bei der Firmvorbereitung schon eingeführt, die Kommunionvorbereitung wird dies folgen.

Die „Strategischen Ziele“ im Bistum Würzburg sind in der Ausarbeitung. Inzwischen wurden Leitlinien verabschiedet. Anfang 2024 werden Rückmeldungen aus den Pastoralen Räumen eingeholt. Dies ist von großer Bedeutung, da aus den strategischen Zielen später operative Ziele entwickelt werden, die für die praktische Arbeit vor Ort von Bedeutung sind. Die pastorale Arbeit soll sich in Zukunft auf die persönlichen Meilensteine im Leben der Mitchristen konzentrieren und sie sollen dabei stärker begleitet und unterstützt werden. So wurde das Konzept für die Trauer- und Sterbebegleitung entsprechend ausgearbeitet. Verstärkung bei der Begleitung in weiteren Stationen im Leben wie z. B. Taufe oder Hochzeit sind geplant. Beim Diözesanforum am 17.06.2023 stimmten über 90 % der 83 Teilnehmenden zu, dass die Begleitung an Lebenswenden einen höheren Stellenwert hat als die volkskirchliche Vollversorgung. Bei der Sterbebegleitung findet in diesem Sinn – wie in vielen Gemeinden schon übliche Praxis – an Werktagen, an denen am Mittag ein Requiem gehalten wird, dafür keine Früh- oder Abendmesse statt. Die Mitarbeitenden sollen sich dafür das Requiem und die Beisetzung in Absprache mit den Angehörigen des Verstorbenen halten.

Den Pastoralen Räumen wird in Zukunft einen starke Rolle zukommen: Einerseits werden einige örtliche Aufgaben aus den Pfarreien auf den Pastoralen Raum übertragen. Anderseits gehen bisher zentral von der Diözese geregelte Angelegenheiten auf die Pastoralen Räume über, um eine individuelle Ausgestaltung auf regionaler Ebene im jeweiligen Pastoralen Raum zu ermöglichen. Ein wichtiger Ansatz ist hier die Sozialraumorientierung, um die Menschen in einem Raum in ihrer Lebenssituation erreichen zu können.

Für die Pastoralen Standards zur Begleitung in besonderen Lebenssituationen gibt die Diözese in Zukunft nur einen Rahmen vor, die konkrete Erarbeitung der jeweiligen Konzepte zur Umsetzung im Pastoralen Raum erfolgt dann auf dieser Ebene durch Ratifizierung des Rates im Pastoralen Raum unter Berücksichtigung der jeweils besonderen Situation. Hier wurde mit den Pastoralen Standards zur Sterbe- und Trauerbegleitung begonnen.

Für einige ist das oben geschilderte sicher gewöhnungsbedürftig. Dennoch möchte ich einige Gedanken nennen, wie diese anstehenden Veränderungen neue Perspektiven auch für den Pastoralen Raum Würzburg Nord-Ost eröffnen können:

  • Können die Kirchengemeinden die Aufgaben finden und sich annehmen, die in unserem Sozialraum von Bedeutung sind?
  • Wollen auch wir Gemeindemitglieder und Mitbürger in unserem Pastoralen Raum an Meilensteinen in ihrem Leben noch stärker begleiten und unterstützen und auf diese Weise zu ihnen Zugang finden und Dienst am Mitmenschen leisten?
  • Ist es für Ehrenamtliche erfreulich, wenn sie sich stärker auf Bereiche konzentrieren, wo Handlungsbedarf besteht und auch entsprechende Wertschätzung erfahren können?
  • Können durch Kooperation im Pastoralen Raum mit gebündelten Kräften Projekte realisiert werden, wozu die Ressourcen in einer einzelnen Pfarrei (inzwischen) zu gering sind? Als Beispiel denke ich hier an die Weihnachtsgeschenkaktion für Gefangene in der JVA, die seit letztem Jahr von Ehrenamtlichen aus Estenfeld und Lengfeld organisiert wird. Können auf diese Weise auch bewährte Traditionen, die sonst aufgegeben werden müssten, fortgeführt werden?

Niko Spitznagel
Vertreter für den Pastoralen Raum Würzburg Nord-Ost im Diözesanrat